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An Christian Gottlob Voigt

Jena den 17. Junius 1806.

Ew. Excellenz

danke zuvörderst für das übersendete Büchlein, welches auf alle Fälle dankenswerth ist, da Herr Ubique seine Collectaneen über Kunstgeschichte, theils nach historischer Ordnung, theils nach einer gewissen Folge seiner Überzeugungen hat abdrucken lassen. Selbst ein Academiker, der übrigens die Sache verstünde, könnte diese [134] Schrift zur Grundlage eines Vortrags recht gut brauchen.

Mit denen Dingen hier, die uns untergeben sind, steht es ganz gut. Lenz empfängt und rangirt ein, catalogirt, numerirt und dislocirt wie vor Alters. Indessen wird das Cabinet immer vollständiger und respectabler. Mit noch einigen Schränken und Repositorien wird ihm für die nächste Zeit geholfen seyn.

In dem zoologischen Cabinet füllt Dürrbaum die Gläser auf und die Conservation des Ganzen wird zwar nicht mit der größten Zartheit, doch mit leidlicher Aufmerksamkeit besorgt. Überhaupt denkt man gar nicht, was der Name Conservateur eines solchen Cabinettes heißen will, und was er für Kenntnisse voraussetzt.

Hofrath Fuchs fährt fleißig fort, die weiten Räume, die zum anatomischen Museum bestimmt sind, vorerst wenigstens dem Schein nach auszufüllen. Man kann mit ihm auch von dieser Seite recht wohl zufrieden seyn.

Wie es mit der Bibliothek aussieht, wird Vulpius referirt haben.

Auch im botanischen Garten habe ich alles reichlich besetzt und wohlerhalten gefunden. Das wenige, was nöthig ist, um nachzuhelfen, will ich auch besorgen.

Dagegen unserm retrograden Jena abermals ein neuer und bedeutender Verlust. Es ist derjenige, von dem ich neulich schon etwas erwähnte. Hofrath [135] Voigt hat nemlich für diesen Sommer zwar das Collegium der Experimentalphysik scheinbar zusammengebracht; aber er sieht jetzt schon ein, daß unter den Unterschriebenen sich wenig zahlende Mitglieder befinden, und berechnet, daß er diese Stunde vielleicht gar mit Schaden liest. Zu gleicher Zeit macht man ihm von Halle aus Anerbietungen, wo, wie ich schon früher wußte, Reil einen großen medicinisch-physischen Apparat zubereitet und also gleich die Hauptinstrumente irgendwo gern aufkaufen möchte. Da es sich mit einer Erklärung auf Hofrath Voigts Gesuch wohl noch einige Zeit verziehen möchte; so fürchte ich, er geht einen Handel ein und verkauft das Übrige an einen ehmaligen Schüler nach Ungarn, der ihm schon mehrmals Anerbietungen gethan hat. Nun weiß ich zwar wohl, daß wir uns über alle diese Sachen beruhigen müssen, weil es nicht an uns liegt, sie zu verhindern; allein der Verlust, der dadurch entsteht, ist so groß und dergestalt unersetzlich, daß die Unterhaltung der übrigen Museen und Anstalten darneben als eine Thorheit erscheint. Ich will daher einen Vorschlag thun, damit es wenigstens in solchen extremen Fällen nicht an Rath gebreche, und extrem ist der Fall, weil, wie ich wohl merke, die Frau dahinter steckt, die nach dem Ableben noch eines Gemahls lieber ein mäßiges Capital als ein weitläufiges physisches Gerümpel vorfinden möchte.

Ich erinnre daher an jene Gelder, welche zu Ab-[136] tragung des für die Büttnerische Bibliothek stipulirten Capitals jährlich ausgezahlt werden. Diese stehen denn doch einmal im Etat und ich äußerte schon früher den Wunsch, daß sie künftig zur nothdürftigen Lebendigerhaltung des glimmenden Jenaischen Dochtes möchten angewendet werden. In zwey bis drey Jahren sind die Büttnerschen Erben bezahlt und ich glaube, daß man mit Hofrath Voigt einen leidlichen Contract abschließen könnte, wenn man ihm ein Capital für seine Instrumenten- Sammlung bewilligte, dergestalt daß solches, nach Beendigung der Büttnerischen Abzahlung, successiv an ihn oder seine Erben gezahlt werde. Er machte ein ausführliches Verzeichniß, behielte den Gebrauch lebenslänglich, würde selbst nicht unbrauchbar: denn es ist das Collegium, das er am besten liest; und nach seinem Tode fände sich gewiß einer von denen jetzt reichlich auftauchenden jungen Physikern, der mit diesen vorgefundenen Instrumenten das Hocuspocus forttriebe.

Ich sehe nur an dem anatomischen Cabinette, dessen erste Epoche ich öfters verwünscht habe, was es doch für eine schöne Sache ist, dergleichen als der Academie angehöriges zu besitzen, und werde mir weder hierbey noch wenn jener Vorschlag beliebt werden sollte, irgend eine Mühe und Aussicht reuen lassen. Sollten Ew. Excellenz nun einige Hoffnung zu diesem Vorschlage machen können; so setzte ich deshalb ein eigenes Promemoria auf und bringe die Sache vor meiner Ab- [137] reise noch in Gang. Denn die Hallenser sind doppelt thätig, indem sie wohlhabend und übelwollend sind.

G.

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