42/204.
An Joseph Sebastian Grüner
Fräulein v. Pogwisch, welche diesen Brief mitnimmt, wird zugleich die schönsten Grüße ausrichten[241] und mein Bedauern aussprechen, daß ich das liebe Böhmen diesen Sommer abermals nicht betreten kann.
Das aus Heidelberg zurückerhaltene Kästchen habe ich ausgepackt und den Inhalt unter meine übrigen Bohemica dankbar einrangirt. Besondere Freude aber machte mir die letzte Sendung. Höchst angenehm waren die neuen Anbrüche von Schlackenwald, ich wünsche, daß sie den Theilnehmern so nützlich seyn mögen als sie dem Liebhaber erfreulich sind.
Dagegen sende durch die fahrende Post ein Kästchen, welches nur Mineralien aus dem Tiroler Zillerthal enthält, die ohne nähere Bezeichnung sich selbst erklären. Diese Exemplare bitte als Musterstücke anzusehen und mir gelegentlich zu melden, inwiefern Ihnen von einem und dem andern noch irgend ein Exemplar angenehm seyn könnte. Die Sache verhält sich nämlich folgendermaßen:
Vorigen Winter kamen Tiroler, welche dergleichen mit sich führten, auf ihrem Rückwege bey uns ein, wo sie schon ziemlich ausgekauft waren, versicherten aber, daß sie wiederkommen und dergleichen bessere mitbringen würden; ich kann also, wenn ich weiß daß es angenehm ist, in der Folge Freunde damit versehen.
Nächstens schreibe ich mehr und sende die Analyse des Fossils, das bey Gitschin vorkommt, wie ich denn durch rückkehrende Freundin das Beste von Ihnen und Ihrer lieben Familie zu vernehmen hoffe. Erhalten [242] Sie mir ein freundliches Andenken und überzeugen sich, daß ich in diesen Tagen oft, obgleich leider nur in Gedanken bey Ihnen verweile.
Mit den treusten Wünschen
Euer Wohlgeb.
ergebenster Diener
J. W. v. Goethe.