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An Carl Friedrich Zelter

Alles was mir deine Zustände deutlich macht und mich an deine Seite versetzen kann ist mir jederzeit höchst willkommen; wo ich dich denn dießmal in der[102] Oper, sodann bey einer großen Gasterey recht auf gut berlinisch im Schwelgen finde.

Die Geburtstags-Feyer lebender Freunde und Freundinnen incommodiren mich schon gar sehr; kommt nun noch dazu daß man an die Seligen gleichfalls einen Tag wenden muß, so wird man für lauter Geborenheiten nicht mehr zu leben wissen.

Doch gönne ich es gerne den Brüdern und Schwestern die das ergo bibamus begierig überall ergreifen, und freue mich daß mein Zelter einige heitere Stunden dabey genossen hat.

Damit aber doch dieses Blatt einige Begleitung habe, so lege einen Aushängebogen bey, Kunstbetrachtungen enthaltend von 1791, gleichzeitig mit den Venetianischen Epigrammen. Sie sind mehr historisch-ästhetisch und technisch als artistisch und werden dir daher leicht einigen Antheil abgewinnen.

Regierungsrath Schmidt, der einige Zeit wegen Geschäften sich in Berlin aufhielt, führte mich durch mancherlei Erzählungen gleichfalls in jene Regionen. Das Schlimmste ist nur daß die interessantesten Überlieferungen nicht gesehen, nicht gedacht, nicht begriffen werden können, sondern an Ort und Stelle genossen werden müssen; denn wer von Berlin etwas Vorzügliches erzählen will, wird immer von Musik sprechen, und da habe ich denn weiter keine Freude und Antheil daran als daß deiner immer in hohen Ehren und Würden dabey gedacht wird.

[103] Und so, damit der Weg sich nicht berase, wenigstens diese magre Botschaft.

Deinigst

Weimar den 4. Februar 1825.

G.

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