d. 2 Juli 1795. Von Jena. Mittag in Pößneck. Das Städtchen scheint einen guten Stadtrath zu haben, es ist eine Chaussee angelegt, wovon der Stadtrath auch das Chausseegeld einnimmt, sie denken auch das offne Wasser in der Stadt zu überwölben; überhaupt ist es ein nahrhaftes Städtchen, in welchem sich viel Tuchfabriken befinden, auch sind Gerber daselbst, wie in dem benachbarten Kahla. Ein Fabrikant, der Seige heißt, baut außerhalb der Stadt nach Schleiz zu ein großes Gebäude.
Außer dem bekannten Thon bey Göschwitz ist der Weg bis Pößneck sandig, nach Schleiz zu fängt der Thonschiefer an, der, indem er auf seiner Oberfläche verwittert, sehr guten Feldbau zuläßt.
In Schleiz im blauen Engel übernacht. Beym Schloß ist ein schönes Vorwerk, der Graf hat noch zehn andere Güter im Lande, die er durch Voigte bewirthschaften läßt; es scheint eine Administration [34] um so ehr möglich, als die Landesart durchaus überein ist. Die Schäfereyen sind besonders verpachtet nebst den zum Futter nöthigen Wiesen, der Voigt hat eine gewisse Besoldung, von der er das Gesinde mit halten muß, ingleichen gewisse Deputatstücke. Er hat die Kühe im Pacht und giebt von jeder jährlich 7 Thlr.. Er besorgt den Feldbau, zwey Kornschreiber unter der Aufsicht einiger Räthe besorgen das Übrige, worüber nähere Erkundigung einzuziehen.
Das Feld bestehet aus leicht abhängigem Boden, in den Mulden sind die Wiesen, doch sieht man in der Gegend, durch die man fährt, wenig Wasser.
Mühldorf den Grafen Kospoth gehörig, scheint daher seinen Namen, von der in der Gegend sehr nothwendigen Mühle erhalten zu haben.
Die von Müffling haben mehrere Güter in dieser Gegend.
d. 3ten Mittags in Plauen; der Postmeister Ermisch ist ein wohlhabender Mann und hat eine starke Familie von 11 Kindern.
Der Ort ist nahrhaft und hat schöne Mosselin Fabriken. Überhaupt stehen die Orte in dieser Gegend gut, weil sie große Fluren und guten Feldbau haben.
Ich fand am Wege Braunstein und Granit; man sagte mir, sie brächen bey Bäringen, in Trieb. Die Mühlsteine, die sie in dieser Gegend brauchen, kommen von Neukirchen. Der Thonschiefer fährt in allen seinen [35] Abänderungen fort, und verwittert meistens zu sehr kleinen Theilen. Sowohl die Frucht als wie die Fichtenwälder gedeihen sehr gut; ich sollte denken, wenn mans mit Mist zwingen könnte, so müßte der Fruchtbau auf einen hohen Grad zu treiben seyn. In diesen Gegenden sieht man keine Futterkräuter, aber auch keine Leede, alles ist bebaut oder Wald.
Abends Adorf im Posthaus. Bey verschiedenen Mädchens bemerkte ich eine wunderliche Bildung der Nase, sie ist spitz unterwärts gezogen und vor den Läppchen eingedrückt.
d. 4ten früh daselbst weg, bey Schönbach hält man an, den Koffer versiegeln zu lassen, das wohlgelegene Gut gehört den H. v. Korb.
Gleich hinter Schönbach hört der Thonschiefer auf, man kommt in einen guten fruchtbaren Boden, der aus einer gelben, gelbrothen, kalkigthonigten Erde mit mäßigen Quarzstücken bestehet. Die Früchte stehen gut darauf und man findet hier viel Kleebau; auch werden die Ränder und Leeden umgerissen. Dieser Boden entstehet durch Verwitterung des Glimmerschiefers, der die Gebirgsart dieser Gegend ausmacht, und sowohl die Farbe des Erdreichs als auch die Eisensteine, die man darinnen findet, scheinen sich von den Eisengranaten herzuschreiben, die in der Vermischung des Glimmerschiefers stecken; auch hat sich diese Verwitterung wieder theilweise zu einem Conglomerat zusammen gesetzt. Hinter Zwote bis Karlsbad [36] scheint das Gebürg aus einem Sandstein zu bestehen, der ungleich verwittert, die härteren Stücke bleiben liegen, indem die ausgelösten vom Wasser fortgeführt werden. Die Wege werden dadurch abscheulich, der Werth des Bodens ist sehr abwechselnd sowie die Gegend. Um Zwote wird viel Hopfen gebaut. Bey Karlsbad Granit.
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