567. Der Arzt seiner Ehre.

(S. Hennenberger S. 34.)


Ein Ritter aus Sachsen, Hilger von Transee genannt, nahm eine Frau, die im übeln Rufe stand, gegen den Willen seiner Freunde. Dieselbe bezeigte [556] sich aber allzu freundlich gegen den Abt von Dompnaw, Otto von Karpen, so auch von Adel war, weshalb sie oft von ihrem Gemahl hart gestraft ward. Endlich zog sie in Mannskleidern mit dem Abte nach Preußen, wo derselbe erstlich Schulmeister zum Thiergarten, dann ein Hofmann und weil er sich wohl hielt, Verweser zu Friedland auf Natangen ward. Nun zog aber zur Zeit Conrad Walröders des Hochmeisters viel Volk nach Preußen, darunter auch jener Ritter. Der Hochmeister zog nun mit seinen Gästen gen Königsberg, unterwegs aber blieben sie eine Nacht zu Brandenburg, wo man dann Wildpret und allerlei Nahrungsmittel hinschaffen mußte. Da kam auch dieser verlaufene Abt, Otto von Karpen mit Wildpret hingefahren, den erkannte der Ritter und klagte es dem Hochmeister, daß er ihm sein ehelich Weib entführt habe. Der Hochmeister gab ihm Diener mit, ihn zu fangen, die Frau ward auch eilends geholt und gestand es auch, daß ihr der Ritter angetraut sei und daß sie freiwillig ihrem Manne mit dem Abte entlaufen sei. Der Ritter begehrete nun, daß sie deshalb eines bösen Todes sterben sollten, da fragte ihn der Hochmeister, ob er auch gewußt, daß sie sich zuvor schlecht aufgeführt, ehe er sie geehelicht habe. »Ja«, sagte er, »das redete man von ihr und ich nahm sie auch wider den Willen meiner ganzen Freundschaft, hoffte aber, sie solle sich bessern.« »Deshalb«, sagte der Hochmeister, »sollst Du sie selbst richten.« Da mußte er sie selbst lebendig begraben und mit Schanden zum Lande hinausziehen.

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