1239. Der Becher der Buchwalds.

(S. Jahrb. Bd. IV. S. 159.)


In der Familie der Buchwalds haben sie einen sehr großen, mit wunderbaren Charakteren bezeichneten Becher von Gold und erzählen über dessen Erwerb folgende Geschichte. Eine Matrone dieses Geschlechts wurde einmal um Mitternacht von einer Zwergin geweckt und gebeten zu folgen, es solle ihr Schade nicht sein. Die heldenmüthige Frau gehorchte. Nachdem sie schnell die Unterkleider übergeworfen, folgte sie der vorangetragenen Laterne in den Stall; dort spaltete sich die Erde, eine Treppe führte hinab in ein Gemach von wunderbarer Schönheit und in der Pförtnerin dieser unterirdischen Wohnung erkannte die Edelfrau mit Verwunderung ihre ehemalige Zofe. Diese sprach zu ihr: »Hüte Dich ein Wort zu sprechen oder von der Speise hier zu kosten, denn sonst wird Dir die Rückkehr verschlossen sein; mich hält meine Gebrechlichkeit hier zurück!« Die Matrone nahm den Rath zu Herzen. Von den Unterirdischen wurde sie dann weiter geführt zu einer Gebärerin, welcher sie als Hebamme dienen mußte; dann ward sie an einen Tisch gesetzt und man versuchte sie durch allerlei Lockungen zum Sprechen und zum Essen zu verleiten; am Ende jedoch trug ihr hartnäckiges Stillschweigen und ihre Enthaltsamkeit den Sieg davon. Sie wurde darauf mit jenem unschätzbaren Becher beschenkt und nach herzlicher Danksagung in ihr oberirdisches Haus [1007] zurückgeführt. Einige erzählen, der Becher sei mit Holzspänen gefüllt gewesen, als die Zwerginnen denselben überreichten, und die Frau habe aus Unwissenheit und Geringschätzung diese ausgeschüttet. Da hätten sich die Späne sofort in Gold verwandelt; als jedoch die edle Frau dieselben nun wieder auflesen wollte, waren sie verschwunden.

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