752) Die Entstehung der Porta Westphalica. 1

Einst in uralten Zeiten quälte der Teufel die Bewohner des Weserthales, ihm zu dienen, aber sie wollten nicht. Da dämmte er die Wallücke, eine Schlucht im Gebirge unweit Bergkirchen in der zu dem nordöstlichen Theile des Kreises Herford gehörigen Herrschaft Vlotho, durch welche die Weser ihr Wasser in die Ebene nach Norden ergoß, und nun schwoll der Strom im Thale an und stieg fast bis zur Krone des Gebirges. Die Leute retteten sich auf die Berge, aber immer höher wurde das Gewässer und immer größer die Noth der armen Menschen. Plötzlich kam ein Gewitter und ein gewaltiger Sturm, ein Blitzstrahl spaltete das Gebirge und bildete eine Schlucht, durch die Bergscharte floß das Wasser ab und die Thäler und Tiefen wurden nach und nach frei. Als der Teufel sah, daß ihm das Spiel verdorben war, gerieth er in Wuth, erhob sich in die Luft, eilte in die Höhen, packte einen ganzen Berg, nahm ihn auf den Rücken und wollte ihn in die Schlucht stopfen und so die Bergscharte zudämmen. Doch die Last wurde ihm unterwegs zu schwer; an der Grenze des heutigen Lippeschen Landes fiel er mit seiner Bürde zu Boden und die Masse begrub ihn. Die Höhe heißt jetzt noch der Bonstapel oder Bobenstapel und noch soll der Teufel dort sitzen und von Zeit zu Zeit rumoren. Die Bergschlucht aber ist die Porta Westphalica. Nach einer andern Sage 2 ist das ganze Weserthal früher ein gewaltiger See gewesen, bis Gott ein Erdbeben geschickt hat, wo sich dann die Gewässer bei Hausberge Bahn gebrochen haben und zum Meere hinabgeströmt sind. Als dann das Land frei geworden ist, da hat man es zu bauen angefangen und hat zuerst Ahe, dann Fischbeck, beide an der Weser, und dann Deckbergen am Fuße des Süntel gebaut; das sind die ersten Dörfer der Gegend gewesen.

Fußnoten

1 S. Vormbaum S. 107.

2 S. Kuhn, Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westphalen S. 249.

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