447. Der Mäuseteich zu Pudmin.

(S.d. Illustrirte Familienjournal Bd. X. Nr. 250 S. 149. Weitläufig bei Arndt, Jugenderinnerungen Bd. I. S. 30.)


Zu Pudmin bei Swantow auf der Insel Rügen wohnte vor alter Zeit eine Bauersfrau, die hatte sieben Kinder, lauter Mädchen, eins immer kleiner als das andere. Ihre Mutter zog sie immer schmuck an und kleidete sie stets übereins. Sie hatten bunte Joppen, geblümte Schürzen und rothe Hüllen (Mützen). Am stillen Freitag ging nun aber die Frau in die Kirche und ließ die kleinen Mädchen zu Hause. Hinter dem Ofen hatte sie einen Beutel voll Aepfel hängen, den wollte sie Nachmittags ihrer kranken Mutter hinbringen, um einen erquickenden Brei zu kochen.

Als aber die kleinen Mädchen den Beutel zu sehen bekamen, gings darauf los und sie verzehrten Alles, was darin war. Da kam die Mutter zu Hause, sah was die Kinder angerichtet hatten, ward aber so zornig, daß sie sich nicht vor dem stillen Freitag schämte und zu fluchen anfing: »Ihr Mausemärten Ihr, daß Euch die schwere Angst schlage, ich wollte, daß Ihr alle Mäuse würdet!«

Auf einmal waren die kleinen Mädchen fort und sieben bunte Mäuse liefen in der Stube herum. Der Knecht kam herein, da liefen alle heraus, liefen nach dem Schoritzer Felde und nach Dumswitz zu in den Wald hinein. Die Mutter rannte ihnen aus Leibeskräften nach, schrie und schlug die [476] Hände zusammen, aber die Mäuse mit den scharlachrothen Köpfen holte sie nicht ein. Bei dem Busche ist ein Teich. Als die Mäuse bei demselben ankamen, blieben sie einen Augenblick stehen und sahen sich nach ihrer Mutter um. Dann sprangen sie aber in das Wasser hinein und waren weg. Die Bauersfrau ward vor Schrecken zu Stein.

Zur Nachtzeit aber kommen die bunten Mäuse aus dem Teiche hervor und singen ein Lied von sieben Junggesellen, alle Brüder, von denen sie einst aus ihrer Verzauberung erlöst werden sollen.

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