[234] 839) Das verfallene Schloß auf dem Stromberge bei Weissenberg.

Nr. I-III b.H. Klar, Die helle Sagenzelle. Löbau o.J. (1852) 12 S. 71 sq. Nr. IV-VIII v. Pescheck bei Büsching a.a.O. Bd. II. S. 201 sq. (Darnach b. Lyser, Abendl. 1001 Nacht, Bd. XI S. 23 sq. und Preusker Bd. I. S. 85 sq.) Haupt Bd. I. S. 207. 217 fgg.


Zwischen Löbau und Weissenberg in einer sehr anmuthigen Gegend liegt eine kegelförmig sich erhebende Anhöhe, die ganz mit Kirschbäumen bepflanzt ist, und der Stromberg genannt wird. In diesem soll ein großer Schatz verborgen liegen, so von bösen Geistern gehütet wird. Derselbe rührt vermuthlich von den einstigen Bewohnern einer Burg her, die auf seinem Gipfel lag und von der nur noch wenige Trümmer von Mauerwerk und eine zerstörte Treppe Zeugniß geben.

I.

Sobald das Schloß auf dem Berge zur Ruine geworden war, und dies geschah vor der Erbauung Weissenbergs, fanden sich Berggeister in demselben ein, welche sorgfältig die verschütteten Schätze der ehemaligen Besitzer des Schlosses hüteten, namentlich einen langen Kasten aus Eisenblech gefertigt und eine Braupfanne. Diese räthselhaften Wesen zeigten sich meist einzeln oben auf dem Berge, zuweilen aber auch in einer ganzen Schaar. Mehrere der Ansiedler des genannten Ortes hegten schon längst den Wunsch, ein bekanntes bierartiges Getränk zu brauen, nur fehlte zur Verwirklichung desselben eine Braupfanne. Dieses Geräth zu kaufen waren sie nicht vermögend, und sie zu borgen, bot sich keine Gelegenheit dar. Da erfuhren sie endlich, daß aus dem zerstörten Schlosse des Stromberges eine Braupfanne sich vorfinde, die aber von Bergeistern verwahrt werde. Lange sann man hin und her, wie man wohl am Besten in den Besitz der Pfanne komme, und endlich entschloß man sich, zwei Männer durchs Loos zu erwählen, welche dann nach dem Bergschloß gehen und ihr Begehren da aussprechen sollten. Dies geschah. Zwei Männer erstiegen den Stromberg und sprachen zitternd und bebend [235] ihr Anliegen vor den verwüsteten Mauern aus. Kaum war das geschehen, so erhielten sie mit dumpfer Stimme den Bescheid, nur bei Sonnenaufgang mit einem Wagen unten am Berge zu halten, da würden sie die Pfanne erhalten. Nach dem Gebrauche sei aber von ihnen ein Silberblechstück und ein kleines Weizenbrod in dieselbe zu legen und wieder an den Ort zu bringen, wo der Empfang stattgefunden habe. Unter diesen Bedingungen stehe ihnen immer die Pfanne zum Leihen bereit. Froh und muntern Schrittes eilten die Abgesandten zu ihren harrenden Freunden zurück, und thaten, wie ihnen gesagt war. Mit Sonnenaufgang hielt ein Wagen am Berge und nahm die ansehnliche Braupfanne, welche allda auf zwei Stücken Holz ruhte, in Empfang. Nach dem Gebrauche legte man ein Silberblechstück und ein Weizenbrod darein und lud am Fuße des Berges das geborgte Braugeräth wieder ab. Gar oft wiederholte sich diese Scene, bis endlich auf einmal die Berggeister erzürnt Steine nach den Abgesandten warfen und die Stiere tödteten, welche die Braupfanne ziehen sollten. Der Grund zu dieser Veränderung war folgender. Einer der Männer, welche die Pfanne zurück nach dem Berge zu schaffen hatten, nahm das Weizenbrod und aß es, und das Silberstück steckte er in die Tasche, die Pfanne aber verunreinigte er und lies davon. Von dieser Zeit an hat Niemand mehr die Pfanne geborgt erhalten, auch Niemand mehr dieselbe zu sehen bekommen.

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