848) Das Ostritzer Rathhaus und die tapferen Nonnen.

S. Haupt Bd. II. S. 138.


Im Jahr 1368 kamen die Einwohner von Ostritz, das damals noch sehr klein war, auf den Gedanken, sie wollten eine [257] große Stadt werden, wie die benachbarten Sechsstädte Görlitz und Zittau. Sie fingen damit an, eigenes Bier zu brauen und in der Gegend zu verkaufen, wodurch sie der Stadt Zittau, zu deren Weichbilde Ostritz gehörte, großen Schaden machten. Aber sie wurden immer übermüthiger und beschlossen, steinerne Mauern und Thore zu bauen und thaten es auch. Als sie aber auch ein steinernes Rathhaus auf ihrem Marktplatze errichteten, da riß den Sechsstädten die Geduld und die Bürger derselben zogen wohl an die hundert Wagen voll geharnischter Leute und Zimmerleute und Maurer aus, drangen in die Stadt um die Mauern einzureißen, weil sie vorgaben, es könnten sich hier ritterliche Wegelagerer festsetzen. Als sie aber vor das neuerbaute Rathhaus kamen, da stand vor der Thüre die Aebtissin des Klosters Marienthal, an welches der Graf von Dohna Ostritz verkauft hatte, und alle ihre Klosterjungfrauen und hielten das Haus besetzt um es zu vertheidigen. Allein die Sechsstädter hatten keinen Respekt vor ihnen, sie jagten sie hinaus, und machten das Rathhaus der Erde gleich. Die Nonnen beschwerten sich nun bei dem Kaiser (Karl IV.), allein sie konnten weiter nichts erlangen, als daß die Sechsstädter ihnen ihre Fleischbänke, welche im Rathhause bereits eingerichtet gewesen waren, wieder aufbauen mußten.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek