46) Vom Wunderblut zu Belitz. 1
Im tausend zweyhundert sieben und viertzigsten Jahr nach Christi Geburt ist das Wunderblut zu Belitz aufkommen, auch im selbigen Jahr, II. Cal. Septbr., confirmirt und bestettigt worden. Der Anfang solches Wunderbluts ist dieser. Etliche Juden haben mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sacrament gehen, ihren Gott im Munde empfahen, aus dem Munde hinter dem Altar in der Schürtzen fallen lassen vnd ihnen zubringen solte, so wolten sie ihr ein genandtes Gelt dafür geben. Da solches geschehen, haben die Juden die geweyhete Hostien (wie es vorzeiten geheißen worden) dem Herrn Christo zu Vnehren gemartert, zerhauen vnd gestochen, die auch zugleich anfangen zu bluten. Darauff als sich die Juden gefürchtet, es möchte offenbar werden, vnd ihnen solche That vbel bekommen, haben sie es der Magd wieder gebracht, dieselbe auch gebeten vnd ihr Geld gegeben, daß sie es wieder angenommen vnd im Hans vnter das Dach verstecket hat. Daselbst haben hernach die Stadwächter alle Nächte viel Lichter vnd Kertzlein gesehen vnd habens den Herren angezeiget, welche in der Haussuchung die Hostien gefunden, die Thäterin außgekundschafftet, dieselbige auch mit allen Jüden, auff die sie bekand, gefenglich eingezogen vnd semptlich auf einem Berge vor dem Müllerthor nicht weit von der Stadt vnd vom Dorfe Schönfeld, welches biß auff den heutigen Tag der Judenberg genennet wird, verbrand. Die Hostien hat man in einem herrlichen Pompe vnd procession mit großen klagen, beten vnd reuerentz in die Kirche getragen vnd an einen besondern ohrt gesetzt. Die Papistischen Pfaffen haben bald einen Abgott daraus gemacht vnnd es das Wunderblut genennet, haben auch dazu sonderliche Indulgentz vnd ablaßbrieffe außgebracht.
Fußnoten
1 Nach Angelus, Annales Marchiae S. 101.