758) Der steinere Sessel bei Solterwisch. 1
In der Bauerschaft Solterwisch an der Straße von Vlotho nach Exter unmittelbar am Hohlwege beim Grundbesitzer (oder Colonus) Hartwig am Steine findet sich ein alter steinerner Sessel, der aus einem Granitblocke gehauen ist. Seine Rücklehne hat drei Fuß Höhe und vier Fuß Breite und der Sitz eine Breite von zwei Fuß. An dem obern Theile der Lehne sind die Worte eingegraben: .....d Horst diesen Stein ernewen lassen Anno 1649. Das erste Wort ist durch eine Beschädigung der Lehne unkenntlich geworden, wird aber Arnold geheißen haben, denn in jenem Jahre war ein gewisser Arnold Horst Drost zu Vlotho. Unter diesen Zeilen befinden sich drei neben einander stehende Wappenschilder, wie solche in alten Zeiten die Rathsherren, Schöffen und Richter im Siegel führten. In denselben finden sich Buchstaben mit Zeichen, nämlich ρ T ρ
F und T
und unter den Wappen am untern Theil der Rücklehne findet man zwischen zwei alten Zeichen die Jahreszahl 1584. Von diesem Steinsessel erzählt man, daß Wittekind ihn habe zurichten lassen, um hier auszuruhen und die schöne Hügelgegend zu beschauen. Nach einer andern Sage aber sollen sich Wittekind [718] und Karl der Große über demselben die Hände zum Frieden gereicht haben. Später wurde an diesem Stein unter freiem Himmel in der Nähe einer Linde das Gauthing oder Gaugericht gehalten und dieser von den Frei- und Gaugrafen als Freigerichtsstuhl eingenommen. Dahin deuten auch wohl die Wappenschilder an der Lehne. Das Volk erzählt, es sei am Wittekinds-Steine jährlich ein Frei- oder Vehmthing gehalten worden, zu welchem man die Bewohner der ganzen Umgegend vorlud.
Fußnoten
1 S. Vormbaum S. 115.