1508. An Johanna Keßler

1508. An Johanna Keßler


Mechtshausen 17. Sept. 1905.


Liebste Tante!

Das grausame Schicksal, das Ihnen und den Ihrigen zwei so junge und nahverwandte Menschenleben dahingerafft, hat auch mich auf's Tiefste erschüttert. Besonders Hudi war mir ja lieb geworden. Morgens nun, wenn ich erwache, meine ich immer, es sei nur ein Traum, bis mir die traurige Wirklichkeit dann doch zum Bewußtsein kommt. Ich erfuhr's zuerst in Hattorf durch die Zeitung, dann kam von Nanda die Bestätigung. Die Umstände, wie es geschah, sind mir noch unbekannt; vielleicht entschließt sich Letty, mir etwas näheres mitzutheilen; ich laße sie bitten darum.

Vier Wochen war ich in Verden und Hattorf, kam vorgestern zurück und denke den Herbst und Winter hindurch still zu sitzen. – Mit tausend Grüßen, liebste Tante,

Ihr alter getreuer

Onkel Wilhelm.

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