703. An Hermann Nöldeke

703. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl Freitag. [Herbst 1887]


Lieber Hermann!

Sei bedankt für deinen Brief. – Also das Holz behalt. Den unverschämten Mist drückst du, wie recht, auf 6 Mk. herunter. Für das Zinkdach giebst du, was es jetzt nach Taxat werth ist. Bei den Gartenanlagen zahlst du, was drauf steht. Da könnte man seinen Nachfolger schön hineinreiten, wenn man ihm alle die Kunsttagelöhne ankreiden wollte, die man zum Selbstpläsir im Laufe der Jahre ausgegeben. Meiner Meinung nach find ich, wie du, daß von derKunst der Anlage heutigentags überhaupt nicht viel mehr übrig ist. Da du übrigens jetzt mit Nachbar Wecken zu verhandeln hast, so, denk ich, wird die Sache bald nach Recht und Billigkeit geordnet sein. – Onkel in Lüethorst hat, nachdem nun doch bereits seit der Emeritirung über 2 Jahre vergangen, von seinem Nachfolger noch keinen Pfen[n]ig erhalten, weder für Melioramente noch von den jährlich 400 Thalern. Der Mann ist liebenswürdig wie ein Ohrwurm, für den Emeritus ist es peinlich zu drängen und zu mahnen, und wenn man über 80, so hat man doch auch wieder zum Warten keine rechte Zeit mehr. – Otto schreibt den Umständen nach ganz zufrieden, und von Adolf, deßen Befinden uns Sorge gemacht, sind ja auch wieder gute Nachrichten da. Mutter hat sich zu ihrer Barnstorfer Reise doch nicht entschließen können. Das Wetter ist aber letzther auch ganz dunkel und abscheulich. Nur am Tage unseres weitberühmten Marktes schien die schönste Sonne und lockte auch mich mal wieder zwischen all die Herrlichkeiten. Auch Dünhaupt war zugegen, mit einem Wagen voll Quikeschweinchen. Er läßt sich dir schönstens empfehlen. – Deine Doppelthür in der Küche wurde neulich bei der Kälte schon festgemacht, der Fenstereinsatz parat gestellt, die Pumpe umwickelt, Stroh draußen vor gelegt; die Rosen, dabei 12 neugepflanzte aus Lüethorst, waren schon vorher zugedeckt.

An dich und Sophiechen die herzlichsten Grüße von Mutter, Elsen und

deinem getr. Onkel Wilhelm.

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