787. An Franz von Lenbach
787. An Franz von Lenbach
Wiedensahl Febr. 90
Sei bedankt, liebster Lenbach, für deinen Sylvestergruß – aus der Mitte des Universums – so zu sagen – obwohl der Ausdruck, allein schon im weiteren Hinblick auf unser engeres Sonnensystem vielleicht etwas zu stark ist und obwohl Eulenspiegel, ein deutscher Mystiker und Idealist insoweit, [319] zu seiner Zeit ganz entschieden behauptet hat: da, wo er wäre, da genau wäre auch der Mittelpunkt der Welt. Freilich, daß ihm seitdem das Gegentheil bewiesen wäre, da hab ich nichts von gehört. – Ich denke, es geht Dir gut. Influenza, die alte Trud, die doch manchen umgestoßen, der schon wacklichst war, hat nun auch eingepackt und will abdampfen in den unendlichen Raum; hoffentlich ohne Retourbillet. Wie kommt's eigentlich, daß so überwiegend viel Krankheiten weiblichen Geschlechts sind? Nur ein paar scherzhafte, wie Kater, Mumms, Pips u.s.w., sind Mannsbilder. Das erregt Anstoß bei Jedem, der die Damen zu schätzen weiß.
Unser Wetter dagegen ist meisterhaft. Auf Dach und Zweigen flöten und jodeln die Staare und schlagen mit den Flügeln wie die Salontyroler. Der Mensch pflückt Veilchen, und wohl dem, der obendrein noch eine Sau mit Ferkeln hat, denn die 4 Wochen alten kosten 45 bis 50 Mk. das Paar. – Gel, da schaugst!!
Und es wäre nett von Dir, wenn du auch mal wieder schriebest, und sei herzlich gegrüßt von
Deinem alten Wilh. Busch.