1277. An Grete Meyer

1277. An Grete Meyer


Mechtshausen 18. Juli 1900.


Liebe Grete!

Als ich vor einigen Tagen an dich schreiben wollte, war mir Otto schon zuvorgekommen. Somit bist du gewiß über die Familienverhältniße genugsam unterrichtet.

Daß dich inzwischen meine guten Wünsche beständig umschwebt haben, hast du wohl ahnungsvoll verspürt.

Den Klagen über die Kälte letzthin ist nunmehr ein Geschwöge über die Hitze gefolgt. Die Kinder sind leicht und unbefangen bekleidet – kurze Socken, bloße Beine und außerdem nur die allernöthigsten Feigenblätter. Ganz drollig.

Ein Ereigniß war neulich die Verfertigung einer Bank vor dem Walde. Tischler Probst hatte seine Kühe angespannt. Auf dem Wagen lagen die Bauhölzer und saßen die Kinder. Otto und Else gingen nebenher. Hoffentlich gefällt dir der Sitz. Da kannst du dich denn, wenn du nächstens kommst, [166] schön ausruhen von den jüngsten Strapazen und nebenbei einen "reizenden Blick" haben.

Leb wohl, liebe Grete! Machs gut.

Alle grüßen dich herzlich, besonders auch dein

alter Onkel

Wilhelm.

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