1382. An Erich Bachmann

1382. An Erich Bachmann


Mechtshausen 31. Oct. 1902.


Lieber Erich!

Es freut mich, daß dir Ems gut bekommen ist. Und wie mancherlei hast du dir angesehn den Rhein hinunter. Du bist eben bewegungsfreudiger und reiselustiger als ich, der schon mit Wenigem mehr als genug hat. – In Frankfurt intereßirte mich diesmal besonders die Entwicklung der neuzeiti- [201] gen Fuhrwerke: Elektrische Wagen, blärrende Automobile, Velocipeds von jeder Sorte, das saust dermaßen aneinander her, daß es für Droschken und Equipagen immer schwieriger wird, sich glücklich hindurch zu schlängeln. Deshalb schaffen, wie ich höre, die reichen Leute schon häufig ihre Kutschen und Pferde ab. Man muß sich ja wundern, aber die ländliche Stille ist mir doch lieber.

Ich gratulire zum zweiten Enkel! In Verden ist gleichfalls ein kleiner Junge angekommen, der sich Kurt benennt. Da meine Nichte länger liegen mußte, hab ich diesen Herbst meinen üblichen Besuch dort nicht machen können, und jetzt hab ich zum Herumfahren keine Lust mehr in dieser Jahreszeit; erst im nächsten Frühling, wenn ich dann gesund bin, werd ich also wohl wieder von Göttingen über die wohlbekannten Berge kommen.

Mit unserer Obsterndte sind wir leidlich zufrieden; beßer noch mit dem Ertrag des Gemüses, ausgenommen die Kartoffeln, worunter viel faule waren. – Die Vorbereitung für den Winter geht jetzt recht an. – Auf die Beete draußen werden heute Ranunkeln und Anemonen in die Erde gelegt. – Dann kommt noch eine größere Arbeit. Auf ein rigoltes Stück Gartenland sollen demnächst hundert Äpfelbäume, niedrige und halbhohe, gepflanzt werden.

Leb wohl, lieber Erich! Herzliche Grüße, auch von meinen Angehörigen, an euch alle!

Stets dein getr. Freund

Wilhelm.

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