781. An Adolf Nöldeke
781. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl Mitwoch [29. Januar 1890]
Lieber Adolf!
Ich wollte dir mittheilen, daß Mutter heut mittag p. Post abgereist ist. Sie hat sich in Bückeburg angemeldet, denkt bis morgen früh dort zu bleiben und dann nach Barnstorf weiter zu reisen. Karl Sunder, dem sie eine Karte schrieb, wird ja so viel Urlaub kriegen, daß er in Osnabrück den Übergang von einem Bahnhofe zum andern mit bewerkstelligen kann. Heut kam allerdings noch Nachricht von Bruder Karl: er hätte Übermorgen in der Nähe von Osnabrück zu thun und Mutter könne dann mit ihm zusammen nach Barnstorf fahren. Aber sie wollte deshalb ihren Reiseplan doch nicht mehr ändern. Das Wetter ist heut leider abscheulich; starker Pustewind, erst von Südost, dann von Süden, mit verschiedentlichen Regenschauern, nachdem es während der Nacht ganz ordentlich gefroren hatte. Sonst war's bisher außergewöhnlich mild. Sonntag Nachmittag spät fing es im Südwesten zu grummeln an, dann folgte ein tüchtiger Blitz= und Donnerschlag, gleich drauf ein sternklarer Himmel. Den Montag Nachmittag zog wieder ein grollendes Wetter nach Loccum hinüber. Herr Redepenning sagt: heute Morgen hätte es auch gedonnert und der Herr Gensdarm hätte ihm gesagt, in Leese und Stoltzenau hätte es letzthin eingeschlagen. – Grüße Tante und Liesbeth und ich ließe ihnen bald völlige Beßerung wünschen. – Sobald der Majorstag überstanden, giebst du mir wohl mal Nachricht. Mit herzl. Gruß
dein getr. Onkel
W.