1134. An Johanna Keßler

1134. An Johanna Keßler


Wiedensahl 13. Juni 1897.


Liebste Tante!

Nanda, die nun wohl schon in Böhmen ist, schrieb mir, daß Nelly operirt sei, vorläufig in der Klinik bliebe und dann zu Ihnen käme. Wollen Sie so gut sein, mir Nachricht zu geben, wie sich Nelly befindet?

Bei dem angenehm trocknen Wetter, daß nach dem vielen Pladderregen endlich erschienen ist, sind Sie gewiß oft auf der Ginheimer Höh, wo sie hoffentlich nicht, wie wir dies Jahr in Wiedensahl, von Schnecken und Erdratten tagtäglich ein bißel geärgert werden.

Vorgestern feierte eine meiner Nichten ihre Hochzeit. Ich war natürlich nicht dabei. Ich bin zu bescheiden. Ich denke immer, zwei Leutchen, die sich "partuh" haben wollen, kriegen sich, auch ohne daß meine Wenigkeit zugegen ist.

Leben Sie recht wohl, liebe Tante! – Tausend herzliche Grüße an Sie und all die Ihrigen von

Ihrem getr. Onkel Wilhelm.

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