166. An Johanna Keßler
166. An Johanna Keßler
Wiedensahl 17. Jan. 73.
Liebste Tante!
Ich bin aufrichtig gegen Sie gewesen, so aufrichtig, daß ich versucht sein könnte, es zu bereuen, wären nicht Neigung und Vertrauen zu Ihnen noch immer dieselben. Wie mögen Sie mich nur mit einem Vorwurf kränken, den ich gewiß nicht verdient habe.
Ich habe im Herbst meinem Bruder erklärt, ich wolle bis März meine Wohnung behalten und, wie es sein Wunsch, meine Sachen selber ordnen. Da mit Mahlau eine vierteljährige Frist verabredet war, so habe ich demgemäß am ersten Januar gekündigt, worauf er mir schreibt, er sei von meinem Bruder bereits darauf vorbereitet. Der Marie mußte ich das natürlich mittheilen. Ich habe sie gebeten, wie bisher, so auch ferner nach meinen Sachen zu sehn. – Das ist der Verlauf. –
Ich bitte Sie, liebe, gute Tante, verbittern Sie mir nicht einen Entschluß, der mir so schon saurer geworden, als ich sagen mag.
Mit herzlichen Grüßen Ihr stets getreuer
Wilhelm Busch.