1431. An Erich Bachmann
1431. An Erich Bachmann
Mechtshausen 2. Febr. 1904.
Lieber Erich!
Ich danke dir für deinen Brief. Hoffentlich hast du die Besichtigungen an Kaisers Geburtstage glücklich überstanden. Meinerseits würde ich ja dergleichen Gedrängel eher ängstlich vermieden haben; aber verschieden sind die Neigungen der Menschenkinder.
Unser Familienzuwachs ist noch immer nicht erfolgt, ein Beweis, wie sehr sich Einer täuschen kann, der nicht genauer eingeweiht ist in die Lage der Dinge, und da in Ebergötzen etwas Ähnliches in Aussicht steht, so wird mein Frühlingsbesuch, von dem du so sicher redest, doch möglicherweise auf allerlei Hinderniße stoßen. Jedenfalls, ehe ich komme, bitt ich, mich rücksichtslos zu benachrichtigen, ob ich wirklich auch paßend komme.
Dicht vor Weihnachten überraschte uns ein schmerzlicher Todesfall. Frau Sophie Sunder, Stieftochter meiner Schwester, ist gestorben grad als sich ihre zwei Söhne mit zwei Schwestern aus Hunteburg gleichzeitig verheirathen wollten. Nächsten Donnerstag hat nun erst mal der Jüngste Hochzeit. Mein Neffe Otto ist heute hin, um ihn zu trauen.
In Mechtshausen, nachdem der Schnee bis auf weiters verschwunden, haben wir Sonnenschein bei leichtem Frost.
Mit herzlichen Grüßen, lieber Erich, an dich und die Angehörigen dein getr. Freund
Wilhelm.