638. An Adolf Nöldeke
638. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl 2. Nov. 85.
Lieber Adolf!
Wie dir Mutter geschrieben, dacht ich schon Morgen nach Göttingen zu kommen, um dort die Nachricht von Lenbach zu erwarten. Nun find' ich aber bei genauerer Überlegung seines Briefes, daß er nicht geschrieben, er wolle schon diese Woche nach Kaßel kommen, sonder[n] nur, daß er diese Woche abreisen wolle nach Berlin, Weimar, Kaßel. Da könnt ich denn doch etwas lange in Gebhardt's Hôtel sitzen. Ich habe also beschloßen, lieber morgen von Hannover aus, wo ich einen Düßeldorfer zu treffen habe, nach Wolfenbüttel zu fahren, wo ich so wie so mal hin wollte, und dort zu bleiben, bis Lenbach schreibt. Sobald dies geschieht, geb ich dir Nachricht.
Wir hatten hier viel Regen mit feindlichem Ostwind, und ich habe Schnupfen. Heut Morgen ist alles von Reife weiß, die Sonne scheint aus allen Löchern, und wie's scheint, will mein Schnupfen sich auch empfehlen. Herzl. Grüße von uns Allen!
Dein getr. Onkel Wilhelm