1559. An Nanda Keßler

1559. An Nanda Keßler


Mechtshausen 8. October 1906.


Meine liebe Nanda!

Nun darf ich mir ja wohl denken, daß ihr zwei "stillen" Künstlerinnen nicht mehr auf die Stör geht, sondern euch gemüthvoll eingerichtet habt im eigenen Hause.

Aber was hör ich? Die beiden Brouwers im Städel sollen kopiert werden? Dazu muß man Glück wünschen und zwar dringend, denn die zauberhafte Technik darin könnte nur ein Gleichbegabter wiedergeben, falls er nicht vorzöge, was anderes zu thun.

Inzwischen ist ein angenehmer, wie man zu sagen pflegt, "gesegneter" Herbst gekommen. Zwetschenkuchen hat er in Fülle gebracht. Anderseits freilich fallen die Blätter und rascheln verdächtig und erinnern uns flüsternd auch an unser Vorüberwehn.

Gehab dich wohl, liebe Nanda! Sei herzlich gegrüßt und grüß ebenso die Nellie und all die Andern, auch Frl. Scheffler, vom

Onkel Wilhelm.


Hugo's Karte, die er mir von seiner Radelfahrt schickte, hab ich erhalten. Sag ihm das, bitte.

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