1099. An Johanna Keßler

1099. An Johanna Keßler


Hattorf Sonnabend [19. Dezember 1896]


Liebste Tante!

Nun dank ich Ihnen recht schön dafür, daß es mir, wie so oft schon, auch diesmal wieder ausnehmend gut bei Ihnen gefallen hat. Wer behaupten wollte, meine Ansprüche seien gering, der irrt sich; denn was ist anspruchsvoller, als so leben zu wollen, wie man ist; und grad das darf ich bei Ihnen.

Da Sie beiläufig was von "Weißwürsten" sagten, schick ich Ihnen beiläufig ein paar Hattorfer, die hoffentlich unterwegs nicht gefrieren, sonst werden sie unbrauchbar; aber vielleicht finden sie auch ohnedies keinen Beifall.

Montag abends um 6 Uhr denk ich wieder in Wiedensahl zu sein. Das Fest wird für mich hübsch einsam verlaufen, während Sie in zahlreicherer Gesellschaft um den "Baum" herum stehn, darunter besonders die zwei Kinder.

[83] Leben Sie wohl! An alle miteinander die herzlichsten Grüße! Und, bitte, vergeßen Sie mich nicht so schnell, wie meine alten Geschichten; so erfreulich das eine ist, so schmerzlich würde das andere sein für Ihren getreuen

Onkel Wilhelm.


Die Hattorfer laßen sich Ihnen bestens empfehlen.

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