1204. An Johanna Keßler

1204. An Johanna Keßler


Wiedensahl 30. Aug. 98.


Liebste Tante!

Ich nehme an, daß Sie heimgekehrt sind aus dem Engadin und daß Ihnen der Luciusbrunnen dort gut bekommen ist. Auch Nanda, denk ich, ist mit ihren Kindern wieder munter in der Wiesenau.

Inzwischen macht ich eine Rundfahrt zu Verwandten. Erst nach Hunteburg, dann nach Barnstorf, darauf nach Münster und zuletzt nach Norden in Ostfriesland, von wo aus ich für einen Tag nach Norderney hinüber dampfte. Am letzten Sonnabend kam ich zurück.

Heute wird wohl mein Neffe aus Hunteburg in das Pfarrhaus zu Mechtshausen einrücken. Der kleine Ort liegt hübsch in der Nähe des Harzes, nicht sehr weit von Hattorf entfernt. Meine Schwester, die natürlich gern bei ihren Kindern und Großkindern sein will, zieht auch da hin, und – wo meine Schwester bleibt, da bleib ich auch. So denken wir denn etwa anfangs November unser altes Wiedensahl mit Mechtshausen zu vertauschen.

Leben Sie wohl, liebste Tante! Meine herzlichsten Grüße an Sie und all die Ihrigen!

Stets Ihr getr. Onkel

Wilhelm.

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