1630. An Franz von Lenbach
[280] 1630. An Franz von Lenbach
Wiedensahl 20. Dec. 1877.
Liebster Freund!
So hätte ich mich denn hier wieder abgeliefert. – Und so ist man nun! – Die gewohnten Verhältniße, und schienen sie dem Andern noch so wenig wünschenswerth, so ziehen sie uns vertraulich-schmiegsam in die alten Arme zurück. Mir ist, als wäre ich da und dort auf der Kirchweih gewesen, käme heim, zöge die Stiefel aus, die Hausschuhe an und dehnte mich im treuen, langerprobten Lehnstuhl aus. – Aber ich will nicht ungerecht sein. Hab ich doch in München so viel freundliches Entgegenkommen gefunden, und vor allem Dich, liebster Freund, den ich so sehr liebe und verehre.
Ich schustere so hin an allerlei Schosen; und wenn sie fertig sind, dann flattre ich wieder zu Dir.
Weihnachten bleibe ich hier unter den Kindern; zu Sylvester trink ich bei meinem Bruder in Wolfenbüttel die Festbowle mit. Eigentlich hatt ich auch vor, die neue Verwandtschaft meines verlobten Bruders aufzusuchen. Da ist aber das Haus voll von Bräutigämmern, denn eine Zweite ist ebenfalls verlobt.
Wie geht es denn Dir? Du wirst eifrig an schönen Prinzeßinnen malen. Über Pilotys, Gedons u.s.w. und das Befinden der betreffenden Kinderwelt giebst Du mir wohl auch Nachricht.
Was die etwaigen Lücken meines geselligen Rufs anbelangt, so vertrau ich ganz auf Deine diplomatische Gewandtheit.
Meine besten Grüße an Deine Schwestern, Nichte und Nichtchen und die Bekannten von
Deinem stets getreuen Freunde
Wilhelm Busch.