626. An Hermann Busch

626. An Hermann Busch


Wiedensahl Montag. 1 Dec. [1884]


Lieber Hermann!

Eben erhalte ich deinen Brief. Es freut mich, daß Liesbeth und die Kinder wieder wohlauf sind und Paula sich endlich auf eigene Füße gestellt hat. – Halb und halb hatte ich dich Sonnabend zur Kohlsuppe erwartet; das betreffende Gemüse ist heuer besonders gut gerathen. Komm aber doch jedenfalls den Sonnabend vor Weihnachten; die drei Jungens sind dann auch hier, und wir alle werden uns freuen, dich hier zu sehn. Von Ebergötzen nach Celle zu kommen, hatte ich mir allerdings zu Anfang fest vorgenommen, blieb aber länger dort, als ich gedacht, so daß meine Wäsche zu Ende war, und da ich bei dem anfänglich milden Wetter nur einen Sommerpaletot mitgenommen, so drängte mich dies auch nach Hause. Zu der Fahrt nach dem Duderstädter Pferdemarkt pum[p]te ich mir einen Überzieher von Bachmann; der Markt war köstlich; mindestens 20 Zigeuner mit Weibern, Kindern und Pferden dort; bei leichtem Schneegestöber ein lustiges Durcheinander; schließlich war die ganze Zigeunerbande auch noch betrunken. – Sonst komme ich bei meiner mißtrauischen kaltgestellten Stimmung noch immer nicht recht wieder zum Arbeiten. Vielleicht ist's übertrieben; jedenfalls will ich abwarten. In B.'s Brief waren mir die 3000 Ex. zur Reserve verdächtig. Aber verdenken kann man's ihm auch eigentlich wohl nicht, wenn er sich mit demvorhandenen Gelde die neue Auflage zu sichern sucht. – Heut Morgen war Franke hier zur Jagd; bei dem hellen festen Frostwetter denk ich morgen mal nach Spißingshol. – Die Enten waren sehr gut; ein zweites Paar soll mir willkommen sein. – Also bis Sonnabend (20ten Dec.) vor Weihnachten!

Herzl. Grüße von deinem getr. Bruder

Wilhelm

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek