1373. An Marie Hesse

1373. An Marie Hesse


Mechtshausen 20. Aug. 1902.


Meine liebe Frau Heße!

Ihr Brief hat mich betrübt. Sie haben eine schmerzliche Zeit erlebt. Doch hab ich Vertrauen zu der neueren Chirurgie und hoffe fest, daß Sie bald wieder wohl und gesund sind.

Ihr Sommer dort scheint von derselben Art zu sein, wie unserer hier; immer kühl und naß. Doch wächst dabei alles gut in Feld und Garten. Nur muß das Obst noch Sonne spüren, damit es die gehörige Reife bekommt.

Ich machte neulich, wie jedes Jahr, für acht Tage einen Ausflug nach Münster, der einstigen Wiedertäuferstadt in Westfalen, der Stadt des ewigen Glockenläutens und der langen Prozeßionen. Aber es wohnen nette Verwandte daselbst, und die alten Straßen und Häuser und Kirchen beseh ich mir immer aufs neue mit großem Vergnügen.

Jetzt verhalt ich mich still in der Stube oder spatziere draußen herum, sooft es der Regen erlaubt.

Mein Neffe Otto will nächste Woche nach Borkum, ebenso der Neffe Hermann aus Hattorf. – Der Verdener Neffe Adolf, der uns sonst in den Ferien mit Frau und Töchterlein besuchte, mußte diesmal daheim bleiben, weil grad ein kleiner Junge bei ihnen ankam, der sich Kurt benennt.

Und nun, liebe Frau Heße, wünsche ich Ihnen recht herzlich gute Beßerung. Freundliche Grüße von mir und dem Neffen!

Ihr alter Freund

Wilh. Busch.

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