857. An Franz von Lenbach
857. An Franz von Lenbach
Wiedensahl 3. Febr. 92.
Unsern verlängerten Freundschaftsvertrag, liebster Lenbach, beeile ich mich, Dir hiemit unterschrieben zurückzusenden. – Schön war's doch, und gern denk ich daran, wie wir so mit einand in den Niederlanden die edlen »Herren v. Ehedem« besuchten, die uns im Ryksmuseum und sonst gar trefflich bewirthet haben. Das dürfte, denk ich, noch mal wieder paßiren. Und so warst Du am Schluß des Jahres also beim großen Steuermann, den sie leidergotts nun schon lange aufs Trockne gesetzt haben. Ich bin nicht elegant und mobil genug, um Hühneraugen zu besitzen. Aber die, welche dergleichen prophetische Auswüchse ihr eigen nennen, wollen ja behaupten, sie hätten so ein fatales Gefühl drin, als ob wir stürmisches Wetter kriegten. Gute Vorsätze freilich und schutzverheißende Plänchen tummeln sich geschäftig auf Deck herum. Nur, daß der Obige nicht mehr das Ruder hält, will doch hie und da etwas bedenklich erscheinen. So dampfen wir dahin, und wohl Dem, der nicht nervös ist, sondern still vor sich hin flötend in der Koje sitzt voll schönen Vertrauens auf Schwimmgürtel, Hühnerkörbe und Rumfäßer, mit denen man sich verhältnißmäßig sicher und lustig auf den Wellen schaukelt.
Freund, wo weilest Du denn? Du bist aus Wien zurück, Du bist zu Haus, und ich darf wohl sagen, tagtäglich seh ich von Dir einer Familiennachricht entgegen. Sei herzlich gegrüßt von Deinem
Wilh. Busch.