67. Mönch als Hausgeist.

Mündlich von Katharina Uebelen.


In Marbach, man sagt gegenüber dem Schiller'schen Hause, gehe ein Mönch um, gerade da, wo auch ein »weißes Fräulein« im Hause gesehen werden soll. Gegen 10 Uhr [52] Abends mußte die Bewohnerin des Hauses heimgehen; kam sie von der »Kâz« da nicht, so konnte sie nicht mehr durch die Zimmerthüre, sie ging durch's Fenster hinein. Wollte sie durch die Stubenthüre, so fand sie statt der Thüre eine feste Mauer. Mal war die Frau auch noch um 10 Uhr aus auf Besuch bei Bekannten im Schiller'schen Hause; auf einmal schnurrte es unter dem Tische ganz lang. Die Frau lachte und sagte: »Sehet, jezt muß ich heim, nur eine Minute, und ich komme nimmer zur Thüre hinein in mein Zimmer.« So zeigte der Mönch die Zeit manchmal an, oft aber auch nicht. Abends stellte er sich nicht selten im Wohnzimmer selbst ein, sprach aber kein sterbigs Wörtlein. Das Lügen konnte er in der Seele nicht leiden und ausstehen. Das kleine Mädchen fragte Mönch mal: »Wo ist deine Mutter?« Es antwortete, wußte es aber nicht gewiß: »Sie holt Salz.« Darauf schlug er die Thüre zu, daß das ganze Haus zusammenzitterte. Die Mutter holte kein Salz. Das Beten konnte er gut leiden, hatte es gern. Mal wollten Buben oder sonst Jemanden aus einem Wandloch, von einem Hafen Maikäfer langen. Siehe, da warf der Mönch dreimal nach den Personen, weil sie ihn nicht vorher gefragt haben. Im Keller sollte der Bub mal einen Kübel holen: er war voll Schneckenschalen und Asche. Hätte der Bube, statt davon zu laufen, etwas von seinem »Häs« hingeworfen, wenn's nur ein Schnupftüchlein gewesen wäre, so hätte er den Schatz gehabt.

Der Mönch kam in ältern Zeiten schwarz, mit schwarzer Zipfelkappe, mit weißem Zöttelchen daran. Zulezt hatte er eine weiße Zipfelkappe. Sein Aeußeres war rauh, wild und wüst. Er hauste im untern Stock des Hauses 1.

Fußnoten

1 Ueber Kobolde, die da werfen, z.B. mit Steinen, vgl. Liebrechts Gervas. Tilb. otia imper. S. 74. Anmerk. 10.

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