648. Das Heiligkreuz bei Geisingen.
Mündlich und aus einem Gebetbüchlein.
Im Jahre 1633 zog eine schwedische Kriegstruppe durch das damals fürstenbergische, jezt badische Städtchen Geisingen. Wie sie am untern Thore des Städtchens auf der Straße nach Baldingen sich seitwärts zogen und links, der Landstraße Donaueschingen zu, in offener Kapelle das Bildniß Jesu des Gekreuzigten zwischen den zwei Schächern sahen, so schaute ein Reiter des Nachtrabes das Kruzifix mit wilden Blicken an, spottete sein und rief in frevlem Uebermute, wie einem Feindesposten, ein »Halt« zu, feuerte alsdann seine Pistole auf es ab. Die Kugel schlug in die Stirne des Gekreuzigten nächst dem linken Auge und drang, wie noch heute zu sehen, fast einen Zoll tief ein. Des Reiters Nebenmann erbebte ob dieser Ruchlosigkeit und konnte sich nicht enthalten, diesem Bösewichte, wie er es verdiente, Vorwürfe zu machen; dieser lachte nur und meinte spöttisch: »Es sei ja doch nur ein Stück Holz.« Der Lohn kam für den Frevler bald. Sobald er in die Brachwiese ritt, die nahe am Wege nach Baldingen lag, so verspürte er plötzlich, daß seine Augen dunkel worden, war im Augenblicke mit Blindheit geschlagen und fiel vom Pferde.
[423] Ein alter Stein kennzeichnet bis heute diese Stelle. Das Kruzifix aber war bald der Gegenstand vieler Besucher 1.
Fußnoten
1 Vgl. Schnezler I. 461 ff.